Daune ist schon lange das Isolationsmaterial, was die besten Wärmewerte erreicht. Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Wir beschäftigen uns in diesem Artikel detaillierter mit der Daune. Was sind Daunen? Woran erkennt ihr qualitativ hochwertige Daunenbekleidung? Sind Daunen nachhaltig? Kann man Daunen recyceln? Helfen die Zertifikate, um Lebendrupf der Tiere auszuschließen? Viele Fragen! Wir werden diese Stück für Stück beantworten.
Quelle Titelbild: Fjällraven
Wir haben bereits die verschiedenen Isolationsmaterialien auf ihre Vor- und Nachteile untersucht. Wir werden Stück für Stück in verschiedenen Artikeln auch noch die Kunststoffisolation, Wolle, Primaloft und Thermoball unter die Lupe nehmen. Los geht’s mit der Daune!
Inhaltsverzeichnis
1. Was sind Daunen?
Gute Frage oder? Wisst ihr, was beispielsweise in einer Daunenjacke verfüllt ist? Gänsefedern und Entenfedern. Daunen sind das feine Untergefieder von Gänsen oder Enten, das die Tiere vor der Kälte schützt. Aber wie sieht eine Daune eigentlich aus? Vielleicht hattet ihr schon einmal eine in der Hand. Sie fühlen sich sehr weich an, sind elastisch und haben eine 3D-förmige Struktur. Also nicht so flach wie eine Feder aus dem Obergefieder.
Die 3D-Struktur ähnelt einem Ball und genau hier kommt schon der Vorteil einer Daune zum Tragen. In diesem „Ball“ wird viel Luft eingeschlossen, die von der Körperwärme aufgeheizt wurde. Innerhalb der Daune gibt es noch viele kleine und feine Verästelungen, die die große „Kammer“ in viele kleine unterteilen, wodurch die Wärme besonders gut gespeichert wird.
2. Eigenschaften von Daunen
Warum speichern die Daunen in diesen Kammern die Wärme besonders gut? Die Luftkammern speichern die Wärme und ein Austausch mit der Umgebungstemperatur, die in der Regel kalt ist, erfolgt nur sehr langsam. Das führt zur hohen Isolationsleistung der Daunen.
Wir blicken kurz zurück auf unseren Vergleich der verschiedenen Isolationsmaterialien. Neben der guten Isolation sind die weiteren Vorteil der Daune:
- geringes Gewicht
- hoher Tragekomfort
- geringes Packmaß
Den Vorteilen stehen aber natürlich auch Nachteile gegenüber:
- teuer
- geringe Wärmeleistung im Nassen
- aufwendige Pflege
- das Tierwohl und die undurchsichtigen Produktionsprozesse
Vor allem beim Feuchtigkeits- und Temperaturaustausch reicht Die Daune nicht an ein anderes Isolationsmaterial heran: Wolle. Hier hat Wolle klare Vorteile gegenüber der Daune (aber auch gegenüber anderen Isolationsmaterialien). Darüber hinaus müsst ihr eure Daunen gegen Feuchtigkeit schützen!
Warum darf Daune nicht nass werden?
Um zu verstehen, warum Daunen nicht nass werden dürfen, werfen wir einen Blick zurück zur Struktur der Daunen. Sobald Daunen nass werden, wird aus dem fluffigen Ball, schnell ein kleiner fester Klumpen. Somit geht die 3D-Struktur verloren und die Luftkammern fallen in sich zusammen.
Die Folge?
Es existiert keine Luftschicht mehr, die Wärme speichert und den Austausch zwischen Körper- und Außentemperatur verlangsamt. Es gibt imprägnierte Daunen. Diese sind unempfindlicher gegen Nässender auch die Imprägnierung geht irgendwann verloren und muss erneuert werden.
3. Bauschkraft, Cuin, Loft – was ist was?
Cuin ist die Kurzform für cubic inches oder Kubikzoll. Dies ist die Maßeinheit zur Angabe der Bauschkraft von Daunenfüllungen, aber auch von Kunstfaserfüllungen.
Die Definition: Das Maß besagt, auf welches Volumen sich eine über 24 Stunden komprimierte Unze (etwa 28,35 Gramm) eines Isolationsmaterials wieder ausdehnt. Ein cuin entspricht dabei 16,39 Kubikzentimeter. (Quelle: http://bergzeit.de)
Letztlich gelten aber Bauschkraft, Füllkraft, Fillpower oder auch Loft als Synonyme zu Cuin. Auch wenn das nicht hundertprozentig korrekt ist, denn die Maßeinheit der Bauschkraft ist Cuin. Aber der Einfachheit halber belassen wir es dabei – unnötig kompliziert müssen wir es ja auch nicht machen. Bei allen Begriffen dreht es sich um die Eigenschaft der Daune, sich wieder aufzubauschen, nachdem diese komprimiert wurde.
Faustregel für die Bauschkraft
Je höher der Wert, desto besser. (Sorry, mal wieder eine klassische Trekkinglife Antwort.) Nein Spaß: je höher der Wert, desto besser das Verhältnis von Volumen und Gewicht zur Isolationsleistung.
Fillpower | Schlafsäcke | Bekleidung |
> 500 cuin | nicht geeignet | unterstes Minimum für eine gute Daunenjacke |
> 650 cuin | preisgünstige Daunenschlafsäcke mit sehr guter Daune. Akzeptables Verhältnis von Packmaß zu Gewicht. | Sehr gute Daunenqualitäten. Isolationsleistung, Volumen und Gewicht sind gut. |
> 850 cuin | Spitzenklasse. Die Bauschkraft oberhalb von 800 cuin wird für anspruchsvolle Bedingungen oder gar Expeditionen eingesetzt. | Hier gilt das gleiche wie für die Schlafsäcke |
Das Verhältnis von Daunen zu Federn
Beim Einkaufen findet ihr bei Daunen häufig Bezeichnungen wie 80/20, 90/10, 95/5 oder Ähnliches. Das beschreibt ganz simpel das Verhältnis von Daunen zu Federn. Bei einem Verhältnis von 95/5 und einer Füllmenge von 100g beträgt der Anteil der Daune 95g. Nach Adam Riese und höherer Mathematik kommen wir entsprechend auf einen Entenfederanteil von 5g. Gar nicht so schwer oder? Je höher der Daunenanteil desto hochwertiger ist das Produkt.
Warum ist das so?
Entenfedern sind zum einen schwerer und zum anderen speichern diese die Wärme deutlich schlechter als Daune. Selten findet ihr Produkte mit 100/0 (wir haben tatsächlich noch keine gesehen), da die Produkte sonst sehr teuer werden und die Entenfedern den Daunen ein gewisses Maß an Stabilität verleihen – Stützfedern genannt.
4. Daunen und Tierschutz: Was ist mit den Gänsen?
Der Lebendrupf ist immer noch ein großes Problem. Viele Daunen stammen weiterhin aus Produktionen mit tierquälender Daunengewinnung. Reißt euch einfach mal eure Haare aus – auch Gänse haben ein Schmerzempfinden. Für uns Verbraucher ist es schwierig nachzuvollziehen, wo die Daunen herkommen. Das ist Fakt.
Fakt ist aber auch, dass sich dies in den vergangenen Jahren verbessert hat und es einige Zertifikate am Markt gibt, die uns eine tierschonende Daunengewinnung glaubhaft machen wollen. Ihr merkt schon: „glaubhaft machen wollen“.
Das Problem mit den Daunenzertifikaten
Viele Bekleidungshersteller in der Outdoor-Branche werben damit, dass die Daunen ihrer Produkte nur von geschlachteten Tieren (für die Lebensmittelindustrie) und nicht aus der Stopfleberproduktion („Fois Gras“) gewonnen werden. Aber wer garantiert das? Wer kontrolliert das? Es sind unglaublich viele, kleine Betriebe an der Daunenproduktion beteiligt, sodass eine Kontrolle uns spätere Rückverfolgung der Daunen nahezu unmöglich ist.
Es gibt mittlerweile aber auch viele Hersteller, die versuchen die Herkunft der Daunen lückenlos mit Hilfe von stichprobeartigen Kontrollen oder Tierschutzorganisationen zu dokumentieren. Das Problem: Kontrollen finden viel zu selten statt, teilweise nur einmal jährlich in den entsprechenden Betrieben.
Vaude, Mammut, The North Face, Jack Wolfskin und auch Patagonia haben Produkte im Angebot die zum Beispiel RDS-zertifiziert sind (Vaude). RDS steht für „Responsible Down Standard“. Der Träger des Zertifikats ist die Non-Profi Organisation Textile Exchange (Textile Exchange). Die Produkte von Patagonia sind TDS-zertifiziert (Traceable Down Standard). Der Standard wird von der US-Zertifizierungsorganisation NFS International betrieben.
Aber auch viele andere hier nicht genannten Hersteller arbeiten mit zertifizierten Standards zusammen. Inwiefern diese Standards und Zertifikate den gesamten Produktionsprozess abdecken, vermögen wir nicht zu beurteilen. Es bleibt für uns von außen undurchsichtig und nicht nachvollziehbar, wo die Daunen herkommen.
Nichtsdestotrotz ist eine Kunstfaserjacke, bei der der Kunststoff aus der Erdölproduktion gewonnen wird und bei der am Ende Plastik übrig bleibt, besser und umweltfreundlicher? Wir ihr seht, ist dies in diesem Bereich ein Für und Wider – die Entscheidung bleibt bei euch.
5. Nachhaltigkeit und Recycling von Daune
Man hört wenig von Recycling im Bezug auf Daune. Warum ist das so? Das Problem des Recyclings von Daune lässt sich auf ein Wort reduzieren: Qualität. Recycelte Daune kommt bisher nicht an die Qualitätsstandard von „frischen“ Daunen heran. Daunen sind sehr fragil, und wurden während der bisherigen Recyclingprozesse zu stark beschädigt.
Wenn wir hier von „bisher“ reden, trifft das nicht ganz zu. Denn die Firma Re:Down aus den USA hat dies mit ihrem zertifizierten Recyclingverfahren geändert.
Aber auch hier gibt es viele Verluste. Aus einer Tonne gebrauchten Daunen und Federn können lediglich 20% (also 200kg) zu hochwertigen Daunenfüllungen, die der Bekleidungsindustrie die nötige Qualität liefern, weiter verarbeitet werden. Der Cuin-Wert liegt dabei aktuell bei 600. InZukunft will Re:Down auch Wert mit 800cuin oder mehr realisieren. Der Rest wird in anderen Bereichen der Textilindustrie versucht, wieder zu verwerten. Aktuell ist Re:Down in der Lage 97% aller gesammelten, gebrauchten Daunen weiterzuverarbeiten.
Zwei weitere Einschränkungen gibt es: zum einen werden nur Daunen aus Betten verwendet. Der Aufwand aus alter Bekleidung (wie Beispielsweise Jacken) die Daunen zu gewinnen, ist zu hoch. Dafür müsste jede einzelne kleine Kammer in den Jacken geöffnet werden. Hier stehen Aufwand und Ertrag in keinem Verhältnis. Zum anderen sind die recycelten Daunen ein Mix aus weißen und grauen Daunen, damit die Qualität und Quantität gewährleistet sind. Letztlich sieht man dies nur bei sehr dünnen Obermaterialien, wenn die dunklen Daunen durchscheinen könnten.
Das ambitionierte Ziel, das Eric Firmann, der Chef von Re:Down, vorgibt:
Our target: zero waste
Re:Down
Der Fokus von Re:Down liegt auf Europa. Hier sind die Strukturen zum Recyceln von Textilien vorhanden. Das Sammeln von Kleidung, Betten, Textilien im Allgemeinen funktioniert und es gibt ein flächendeckendes System an Recylingbetrieben, die sich auf Textilien spezialisiert haben. Dieses System gibt es beispielsweise in den USA (wo der Hauptsitz von Re:Down liegt) nicht.
Der Kreislauf zum Recycling von Daunen
Weitere Videos zur Daune
6. Pflege von Daunenprodukten
Da die Daunen äußerst fragil und sensibel sind, sind beim Waschen und Trocken von Daunenausrüstung ein paar Dinge zu beachten. Hier kommt unsere Auflistung, mit der eigentlich nichts mehr schief gehen kann. Wir gehen die Punkte am Beispiel einer Daunenjacke, wie beispielsweise die Arc’teryx Cerium*, die wir beide im Winter tragen, durch:
- Jacke auf links drehen. Vorher alle Reißverschlüsse schließen und die Taschen leeren (kennt ihr ja auch von anderen Kleidungsstücken)
- Jacke alleine in der Waschmaschine waschen (Handwäsche ist möglich, aber bei den heutigen Waschmaschinen nicht mehr notwendig)
- Spezielles Daunenwaschmittel verwenden (beispielsweise Nikwax Down Wash*)
- Fein- oder Wollwaschprogramm bei 30 Grad bei minimalem oder keinem Schleudern verwenden
- Nach dem Waschgang einen Spülwaschgang ohne Waschmittel durchlaufen lassen
- Daunenjacke im Trockner trocken (2 oder 3 Tennisbälle mit in den Trockner werfen, damit die Daunen aufgelockert werden). Am besten sind kommerzielle Trockner – beispielsweise im Waschsalon – da diese ein größeres Volumen haben
Wie ihr seht, ist es eigentlich gar nicht so kompliziert. Die Liste könnt ihr auf alle Daunenprodukte, wie z.B. einen Daunenschlafsack*, anwenden.
Wer noch Interessantes zum Wetterschutz mit Hardshelljacken* wissen möchte und die Funktionsweise von Gore Tex und anderen Membranen kennenlernen möchte, findet das natürlich auch auf unserem Blog.
Und eine Übersicht über Regenjacken:
Ihr wollt mehr über die verschiedenen Isolationsmaterialien erfahren?
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