Die Eiskapelle an der Watzmann-Ostwand im Nationalpark Berchtesgaden ist ein faszinierendes Naturschauspiel, das sehenswert ist. Ihr habt einen Urlaub im Berchtesgadener Land geplant? Dann solltet ihr euch ins Boot setzen, über den Königssee schippern, bei St. Bartholomä aussteigen und zur Eiskapelle wandern. Das ging euch zu schnell? Kein Problem, wir schlüsseln unsere Wanderung an die Watzmann-Ostwand jetzt Schritt für Schritt auf.
Disclaimer: das Betreten der Eiskapelle ist lebensgefährlich.
Update: 28.12.2019
Inhaltsverzeichnis
Details zur Wanderung von St. Bartholomä zur Eiskapelle
Länge: 6 km
Dauer: 2:00 h
Höhenmeter: ↑256 hm und ↓256 hm
Die Wegstrecke und Dauer sind für Hin- und Rückweg (gleiche Strecke) veranschlagt. Den GPS-Track gibt’s am Ende des Artikels.

- Starpunkt der Wanderung: St. Bartholomä
- Weg zur Höhle
- Eiskapelle
- Watzmann-Ostwand
- Watzmann-Hocheck
Tourenbeschreibung der Wanderung
Um zur Eiskapelle zu wandern, bietet es sich an, früh morgens zu starten. Das haben auch wir gemacht und das erste Boot (08:30 Uhr um diese Jahreszeit im September) über den Königssee nach St. Bartholomä in Anspruch genommen. Somit umgeht ihr die Menschenmassen in den Booten. Das erste Boot, das morgens in Schönau ablegt, ist meist nicht ganz so rappelvoll.

Das erste Highlight war aber nicht die Eishöhle selber, sondern die sich lichtenden Nebelschwaden über dem See und St. Bartholomä mit Blick auf die berüchtigte Watzmann Ostwand, die von den ersten Sonnenstrahlen des Tages angeleuchtet wurde.
Nach gut 25 Minuten legt das Boot der Königssee-Schifffahrt dann in St. Bartholomä an. Hier müsst ihr aussteigen, wenn ihr zur Eiskapelle am Watzmann wandern wollt. Vom See und St. Bartholomä aus ist die Eiskapelle in einer guten Stunde zu erreichen – ganz in der Nähe liegt das Steinerne Meer.

Die Wanderung startet direkt am Bootsanleger St. Bartholomä, den Schildern und einem leichten Wanderweg durch ein Waldstück folgend, den jeder wandern kann, ging es los. Es ist eine insgesamt ziemlich leichte Wanderung, auf der wir an diesem Morgen – auch der Tatsache geschuldet, dass es das erste Boot war – komplett alleine waren.
Daher konnten wir auch in aller Ruhe die Natur auf dem Weg zum Eisfeld genießen. Die Wanderung zur Eiskapelle führt an den Fuße der Watzmann-Ostwand – sehr beeindruckend. Mit 2000 Metern reiner Wandhöhe ist sie die höchste durchgehende Wand der Ostalpen.
Der Weg führt etwa 45 Minuten lang über den leichten immer leicht bergan Weg bis zum Schild „Hier endet der befestigte Steig“. Für die meisten Touristen ist die Wanderung hier wohl vorbei ist. Auch weil sich ein traumhaftes Panorama auf die Ostwand des Watzmanns eröffnet. Sitzgelegenheiten laden hier zu einer Pause ein. Wir sind aber weitergelaufen, denn wir hatten ja noch ein weiteres Ziel: die Eiskapelle.
Aber Achtung: von hier an ist der Weg unmarkiert und unbefestigt, man befindet sich in alpinem Gelände, wo die Touren durch die Watzmann Ostwand beginnen. Das Gelände ist an dieser Stelle noch nicht sehr kompliziert, aber die Orientierung solltet ihr hier dennoch immer behalten! Der Weg durch das (ausgetrocknete) Bachbett des Eisbachs folgt durch ein Geröllfeld mit kleinen und großen Felsblöcken.
Schöner Weg! Und dann stand das nächste Highlight direkt vor uns…

Eine Gruppe Gämse ließ sich von uns kaum stören und so hatten wir genügend Zeit, einige wunderschöne Aufnahmen zu machen. Nach 15 Minuten waren wir am Eingang der Eiskapelle unterhalb der Watzmann Ostwand. Dort haben wir uns unsere Regenjacken angezogen, Stirnlampen* aufgesetzt und uns ins faszinierende Innere getraut.

Eine Regenjacke solltet ihr bei der Tour auf jeden Fall einpacken, denn es tropft ziemlich heftig von den Wänden, es ist fast schon Regen.
Die Eiskapelle unterhalb der Watzmann Ostwand
Ungefährlich ist die Eishöhle nicht! Davon zeugen einige autogroße Eisbrocken, die aus der Decke gebrochen sind!
In den Berchtesgadener Alpen befindet sich das tiefst-gelegene permanente Eisfeld der Alpen: die Eiskapelle. Die Schneemassen der Lawinen aus der Ostwand im Winter und Frühjahr reichen nicht aus, um einen fließenden Gletscher entstehen lassen zu können. Die Gletscherzunge an der Ostwand ist in den 1950er-Jahren komplett abgeschmolzen.
Durch das Schmelzen im Sommer entsteht im inneren des Eisfeldes ein gigantischer Hohlraum, mit einer einzigartigen Struktur, der wie bereits erwähnt auch nicht ganz ungefährlich ist. Seid euch dieser Gefahren bewusst!
Die Aushöhlungen im Inneren der Höhle können bis zu 30 Meter breit und 15 Meter hoch werden. Die Ausmaße sind beeindruckend. Gerade nach starken Regenfällen oder während der Schneeschmelze im Frühsommer, solltet ihr hier sehr vorsichtig sein. Die kleinen Bäche im Inneren können sehr schnell anschwellen und den Weg sehr ungemütlich machen.

Im Winter, sobald Lawinen aus der Ostwand wieder Schnee in das Eisfeld bringen, verkleinert sich die Höhle wieder und ist dann teils gar nicht betretbar.
ACHTUNG: Lawinen im Winter
Generell raten wir von einem Besuch der Watzmann Ostwand und damit der Eiskapelle im Winter dringend ab. Ständig gibt es dort in der steilen Wand Lawinenabgänge. Solltet ihr dennoch auf die Idee kommen, im Winter im Schnee dorthin zu wandern, prüft vorher unbedingt den Lawinenwarnbericht.
Die Bilder sprechen für sich, und dass wir für so eine einfache Wanderung so viel geboten bekommen haben, war einfach grandios!

Auf dem Rückweg haben wir uns dann in dem Geröllfeld vor der Eiskapelle einen gemütlichen Platz für eine Pause gesucht. Nach einem Kaffee, einem Snack und Ruhe pur mitten im Nichts haben wir uns gut erholt auf den Rückweg in Richtung St. Bartholomä gemacht. Der Rückweg verläuft auf exakt dem gleichen Weg wie der Hinweg.
Nach guten 30 Minuten (zurück geht es fast nur bergab) waren wir auch schon wieder zurück am Königssee in St. Bartholomä und durften eine „Privatfahrt“ in einem der Boote zurück nach Schönau genießen – wir waren die einzigen beiden Passagiere während der Fahrt.
Am Heck des Schiffes konnten wir uns in der Sonne ein wenig ausruhen und gedanklich auf den nächsten Teil des heutigen Tages vorbereiten – denn die Eiskapelle war noch nicht alles!
Trekkinglife Tipp zur Tour
Wenn ihr früh startet, könnt ihr nach der kleinen Wanderung zur Eiskapelle noch eine weitere Wanderung hinten dran hängen. Dazu bietet sich eine Fahrt zum Obersee an. Vom Bootsanleger Salet wandert ihr vorbei am berühmtem Fotomotiv des Obersees über die Fischunkelalm zum Röthbachfall – Deutschlands höchstem Wasserfall.
Alternativ: der Grünstein Klettersteig. Wie haben uns für den Klettersteig am Grünstein entschieden. Die Kombination Eiskapelle und Grünstein ist aber anstrengend, da solltet ihr eine gute Kondition haben.
Sicherheitshinweise
Wie bereits eingangs erwähnt: die Eiskapelle ist gefährlich. Das Betreten kann mitunter lebensgefährlich sein. Seid euch der Gefahren dort bewusst, nicht umsonst gab es dort bereits tödliche Unfälle. Vor allem im Winter und Frühjahr solltet ihr die Eiskapelle aufgrund der extrem hohen Lawinengefahr in der Watzmann Ostwand unbedingt meiden.
Wir wollen euch an der Stelle keinesfalls ermutigen, dort hineinzugehen, wissen aber natürlich auch, dass es durchaus reizvoll ist, wenn man davor steht.
GPS-Track der Wanderung
Den GPS-Track der Wanderung zur Eiskapelle (und natürlich auch wieder zurück) könnt ihr hier downloaden:
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4 Kommentare
Wow, das sieht fantastisch aus. Ich wollte demnächst auch mal wieder los. Hatte eigentlich was im Prättigau geplant mit Hotel in Davos aber vielleicht muss ich doch noch zum Königssee. Danke für die ganzen Infos und Bilder!
Erst einmal ein frohes Neues Jahr!
Ich danke dir, das stimmt der Königssee ist echt traumhaft schön gelegen und bietet sich für einen Urlaub immer an. Anstaunten ist auch der Prättigau schön, wenn es kein Hotel sein soll, dann passt vielleicht ja auch der Prättigauer Höhenweg? Da haben wir einen Artikel drüber geschrieben: https://www.trekkinglife.de/praettigauer-hoehenweg-wandern-graubuenden/
LG Thomas
Tolle Bilder. Jetzt muss ich wohl doch mal in den Süden kommen, Grund genug hab ich jetzt.
Danke dir! Ja, der Süden hat so seinen Reiz, da musst du wohl tatsächlich mal in die Alpen fahren…
LG Thomas