Schwierig, lang, kombinierte freie Felskletterei mit Klettersteig – der Hindelanger Klettersteig ist eine wunderschöne Gratkletterei in ausgesetztem, luftigem Fels. Die nicht zu unterschätzende Tour ist nicht für Anfänger gedacht, dafür ist der Klettersteig zu lang und hat einen zu großen Gesamthöhenunterschied. Für alle anderen: machen! Vom Nebelhorn bis hinüber zum Großen Daumen führt der kraftraubende Hindelanger Klettersteig bei herrlichem Bergpanorama und Blicke über die Allgäuer Alpen bis hin zur Zugspitze.
Inhaltsverzeichnis
Details zum Klettersteig
Länge: 5 km Gratkletterei
Dauer: 4-5 h
Schwierigkeit: B/C (zusätzliche freie Kletterei im Bereich I-II)
Gesamthöhenunterschied: 630 hm (!)
Zustieg: 15 Minuten (von der Gipfelstation Nebelhorn)
Abstieg: 2 Stunden bis zur Nebelhornbahn (Edmund-Probst-Haus)
Für Anfänger geeignet: nein
Startpunkt am Nebelhorn
Der Startpunkt des Hindelanger Klettersteigs ist am Gipfel des Nebelhorns. Dies setzt voraus, dass ihr per Seilbahn hinauf auf den Gipfel fahrt. Ein Aufstieg zu Fuß inklusive Klettern und Abstieg ist an einem Tag ist nicht machbar. Die erste Bahn hinauf zum Nebelhorn fährt um 08:30 Uhr. Diese solltet ihr auch anpeilen (je nach Wetter und Andrang steht ihr in der Schlange und bekommt erst die zweite oder gar dritte Bahn), denn die Tour ist lang! Gerade nach der anstrengenden Tour zum Großen Wilden tags zuvor, zehrte der Steig ganz schön an meinen Kräften.
Oben am Gipfel des Nebelhorns ist so einiges los – auch schon am frühen morgen. Diejenigen, die einfach hinauf fahren, um die Aussicht zu genießen und diejenigen, die den Klettersteig gehen wollen. Am besten zieht ihr direkt auf der Gipfelplattform schon Gurte und Sicherungsgerät sowie Helm an. Von hier aus sind es jetzt 15 Minuten Fußweg zur Einstiegsleiter.
An der Einstiegsleiter ist gerade am Wochenende bei bestem Wetter mit Stau zu rechnen. Auch ich musste etwa 25 Minuten in der Schlange warten, bis es voran ging. Die Sonnencreme solltet ihr spätestens hier auspacken (und euch auch damit eincremen), da der gesamte Steig auf dem Grat verläuft und die Sonne – sofern sie scheint – brennt erbarmungslos von oben herunter.
Lange Gratkletterei am Hindelanger Klettersteig
Von dort führt der Klettersteig sehr abwechslungsreich bei bestem Bergpanorama im Hintergrund über einige senkrechte Leitern und sehr ausgesetzte und luftige Felspassagen. An dieser Stelle sei noch einmal gesagt: der Klettersteig ist zwar mit etwa 800 Metern Stahlseil und 110 Metern Leitern gesichert, an einigen schwierigen und ausgesetzten Passagen aber nicht. Hier müsst ihr frei am Fels klettern (I bis stellenweise II-).
Es kommt immer wieder – auch zu tödlichen – Unfällen am Hindelanger Klettersteig, gerade in den ungesicherten Gratpassagen. Hinzu kommen viele Gehpassagen über Gras. Aber auch hier ist immer höchste Vorsicht geboten, links und rechts geht’s steil abwärts.
Der Schwierigkeitsgrad des Steigs liegt häufig bei B, es gibt aber auch vereinzelte C-Stellen und erwähnte freie Kletterpassagen. Gerade die Länge des Hindelanger Klettersteigs sollte nicht unterschätzt werden, mit 4 Stunden Kletterei oder wenn viel Verkehr ist gar bis zu 5 Stunden (so wie es bei mir der Fall war) ohne Zu- und Abstieg ist der Steig sehr kräftezehrend und fordert viel Kondition.
Abstieg und Rückweg zur Nebelhornbahn
Es gibt 4 offizielle Zwischenabstiege (siehe Topo), an denen ihr den Klettersteig bei Schlechtwettereinbruch oder mangelnder Kondition verlassen könnt. Die Abstiege verlaufen allesamt über die Südwand. Auf keinen Fall über die extrem steile Nordwand aussteigen, hier ist ein Absturz mit den entsprechenden Folgen vorprogrammiert! Der Hindelanger Klettersteig endet mit dem Abstieg zum Wiesengrat und Sattel oberhalb des Laufbichelsees, hier ist auch der Abstieg zurück zur Nebelhornbahn. Ein kleiner Pfad führt aber noch ein Stück weiter hinauf zum Großen Daumen, an dem man sich noch einmal für den anstehenden Rückweg stärken kann.
Ich persönlich fand den Rückweg fies. Über viel Geröll aus der Gratwand ging es in ständigem Auf und Ab über das Hochplateau „Koblat“ zurück in Richtung Nebelhornbahn. Hier sind nochmals einige Höhenmeter dazugekommen und kosten viel Kondition und Kraft.
Nach der Tour ging es für mich weiter nach Garmisch, um mich dort auf die Tour auf die Zugspitze durch das Höllental vorzubereiten.
Die Tour im Video
Bergführer für den Hindelanger Klettersteig
Die Alpinschule Oberstdorf bietet geführte Tagestouren mit zertifizierten Bergführern an, die euch sicher über den Grat bringen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 95€ zuzüglich Parkgebühren und Seilbahnkosten (ca. 35€)
Kartenmaterial:
KOMPASS Wanderkarte Oberstdorf*, Kleinwalsertal: 3in1 Wanderkarte 1:25000 mit Aktiv Guide inklusive Karte zur offline Verwendung in der KOMPASS-App
Weitere Informationen und Bilder zum Hindelanger Klettersteig gibt es bei Björn auf seinem Blog Bergparadiese.
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1 Kommentar
Sehr schöne Tour. Wenn man im Allgäu unerwegs ist, kann man dann auch noch den Salewa Klettersteig und den Ostrachtaler Klettersteig „mitnehmen“.