Üben, üben, üben. So einfach ist es! Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich: aber auf was muss ich denn achten? Und genau darauf werden wir in unserem Artikel diese Woche eingehen. Wenn ihr die Tipps beherzigt und wirklich bewusst bei eurer nächsten Foto-Wander-Tour darauf achtet, werdet ihr schnell merken, dass eure Bilder besser werden. Aber erwartet keine Wunder! Man braucht natürlich das Auge für Motive, aber mit ein wenig Erfahrung fallen euch besondere Motive schneller ins Auge.
War es früher ein Schnappschuss, ist es von nun an ein sehenswertes Bild! Thomas ist Hobbyfotograf und wird euch jetzt einige Tipps und Tricks präsentieren.
Inhaltsverzeichnis
Tipp 1: Der „Goldene Schnitt“
Das habt ihr vielleicht schon einmal im Kunstunterricht in der Schule gehört… Ja ich weiß, könnte ein wenig lange her sein. Der „Goldene Schnitt“ teilt das Foto ungefähr in annähernd gleich große Drittel – sowohl horizontal als auch vertikal (siehe Foto). Der erste Tipp gilt also dem Bildaufbau. Diese Einteilung ist aber kein Allheilmittel, es ist ein Hilfsmittel, was aber dazu führt, dass eure Bilder harmonischer wirken. Warum wirkt das Bild dann harmonischer?
Gerade in der Natur kommt diese Teilung häufig vor, weshalb Forscher vermuten, dass uns Menschen ein Bild mit einem solchen Bildaufbau eben durch jene natürliche „Drittel-Häufung“ harmonischer vorkommt. Wer die Mathematik dahinter verstehen will, kann einfach in die ersten Absätze des Wikipedia-Artikels reinlesen.
Rückt euer Hauptmotiv aus der Mitte heraus in Richtung Rand, so entsteht direkt ein interessanter wirkendes Bild. Wenn ihr euer Hauptmotiv auf einen der vier Kreuzpunkte setzt, erreicht ihr genau diesen Effekt. Auf dem Foto seht ihr, dass das Zelt nicht mitten im Bild ist, sondern ich dieses bewusst an den Rand gerückt habe (vertikale Teilung). Zusätzlich habe ich darauf geachtet, dass ich auch horizontal das Bild nach der Regel aufnehme und habe den Horizont auf die obere Drittellinie gelegt.
Aber: Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Ich lasse das folgende Bild einfach einmal ohne Kommentar meinerseits stehen und ihr könnt euch überlegen, ob es euch gefällt, oder ob ihr das Motiv dann doch lieber nach dem „Goldenen Schnitt“ aufgenommen hättet – künstlerische Freiheit eben.
Tipp 2: Gerader Horizont
Achtet darauf, dass der Horizont eurer Bilder gerade ist. So im ersten Moment denkt ihr, ja ist ja logisch, aber schaut einfach mal durch eure Bilder und ihr werdet bestimmt einige finden, wo der Horizont nicht gerade ist. Als Beispiel dient das Bild. Es scheint, als würde das Meer nach links aus dem Bild laufen, und sofort wirkt das Bild unruhig. Gut, Jannik konnte jetzt nichts dafür, er hatte mich bei seiner Norwegen-Tour einfach nicht als Fotograf dabei.
Im Vergleich dazu habe ich das Bild gerade ausgerichtet. Kleines, aber sehr effektives Resultat und es ist ganz einfach umzusetzen. Bei vielen Kameras könnt ihr euch ein Raster anzeigen lassen, sodass ihr den Horizont genau daran ausrichten könnt. Und solltet ihr im Nachhinein feststellen, dass das Foto super ist, aber leider der Horizont schief ist, ist das kein Problem. Ihr könnt dies am PC später korrigieren (z.B. mit Photoshop (kostenpflichtig) oder GIMP (kostenlos)).
Alleine ein gerader Horizont kann einen großen Unterschied machen und bessere Bilder hervorrufen.
Tipp 3: Interessante Perspektiven
Die Perspektive aus Augenhöhe ist der Standard und selbstverständlich auch nichts falsch daran. Die Bilder wirken natürlich und harmonisch, einfach weil diese Perspektive der menschliche Standard-Blickwinkel ist. Aber dieses Standard kann durchaus auch interessanter gestaltet werden. Legt euch auf den Boden, stellt euch auf einen Stein und fotografiert somit von unten oder von oben.
Insgesamt ist das Bild eigentlich relativ unspektakulär, aber es verdeutlicht ein wenig, was ich meine. Warum ich mich ausgerechnet bei diesem Bild für die Froschperspektive entschieden habe, kann ich euch nicht verraten – männliche Intuition (soll es tatsächlich geben). Oder einfach noch banaler, ich saß zu der Zeit auf dem Boden und hatte gerade meine Kamera zur Hand.
Ein weiteres Beispiel:
Tipp 4: Der manuelle Modus
„Hilfe, manuell!“ oder „Oh mein Gott, was muss ich machen?“ Immer wieder höre ich das, wenn ich sage: „Nimm den manuellen Modus“. Klar geht das nur, wenn eure Kamera dies zulässt, sprich wenn ihr Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert selbst an der Kamera bestimmen könnt. Das geht an den meisten DSLR- und Systemkameras, sogar an digitalen Kompaktkameras und teilweise Handys können diese Werte manuell eingestellt werden.
Ihr versteht nur Bahnhof? Kein Problem, diese Grafik soll euch das ganze ein wenig näher bringen. Aber ich gebe zu, dass das Handling im manuellen Modus Übung erfordert.
Quelle: blog.hamburger-fotospots.de
Hier könnt ihr das Zusammenspiel der drei wichtigsten Parameter in der Fotografie erkennen. Ich möchte gar nicht viel mehr darauf eingehen. Das würde den Rahmen hier sprengen. Nur so viel sei gesagt: Probiert es einfach aus! Macht ein Foto mit einer bestimmten Einstellung, schaut es euch an und verändert so lange die Parameter bis es euch gefällt. Wollt ihr dennoch mal einen ausführlichen Artikel über dieses Thema haben, schreibt es in die Kommentare!
Ihr könnt auch auf Halb-Automatik-Modi zurückgreifen. Dort stellt ihr entweder die gewünschte Belichtungszeit oder die gewünschte Blende ein und die Kamera berechnet automatisch den entsprechend anderen der beiden Werte. Aber wofür soll das Alles gut sein?
Das Problem ist, dass schwierige Lichtverhältnisse Kameras und deren Automatik-Modi überfordern und es teilweise dazu kommt, dass die Kamera versagt und das Bild völlig unbrauchbar ist. Auch gestalterisch habt ihr mehr Möglichkeiten, sodass ihr beispielsweise mit der Schärfentiefe durch verschiedene Blendenöffnungen spielen könnt, dazu im nächsten Abschnitt mehr.
Tipp 5: Die Schärfentiefe
Wie schon erwähnt, könnt ihr die Bildwirkung über die Schärfentiefe beeinflussen. Ihr kennt das vielleicht von Portrait-Fotos, wo der Hintergrund unscharf ist. Den selben Effekt könnt ihr natürlich auch bei Landschaftsbildern anwenden, um so dem Bild eine gewisse Tiefe zu verleihen.
Wie ihr seht, könnt ihr mit unterschiedlichen Blendenöffnungen einen unscharfen Vorder- oder Hintergrund kreieren. In der Grafik oben seht ihr, dass bei geöffneter Blende, also bei kleinem Blendenwert (z.B. f/1.8), der Hintergrund unscharf wird. Verstärkt wird ein solch unscharfer Hintergrund durch Kameras mit einem Vollformatsensor, beispielsweise die Nikon D750* oder die Canon 6D*. Alternativ lässt sich dies bei solchen Landschaftsaufnahmen auch durch unterschiedliche Fokuspunkte erreichen.
Entweder ihr fokussiert auf den Vordergrund oder auf den Hintergrund und so erreicht ihr auch solche Effekte – wenn ihr nah genug am Objekt im Vordergrund seid, ansonsten entsteht dieser Effekt nicht. Für diejenigen, die tiefer in Schärfe und Unschärfe in der Landschaftsfotografie einsteigen wollen, sollten sich mit der hyperfokalen Entfernung oder Distanz (z.B. hier) beschäftigen.
Tipp 6: Datei-Format der Bilder
JPEG oder RAW? Ganz klar RAW! Aber was ist dieses RAW? Es ist das digitale Negativ, sprich in dieser RAW-Datei werden die Licht- und Farbwerte gespeichert, ohne von der Kamerasoftware bearbeitet zu werden. Genau diese kamerainterne Bearbeitung geschieht, sobald ihr eure Bilder im JPEG-Format abspeichert – das ist die Standardeinstellung bei den meisten Kameras. Tatsächlich generiert eure Kamera JPEGs, selbst wenn ihr die Bilder nur im RAW-Format speichert, da für die Bildvorschau im Kamerdisplay JPEG-Bilder benötigt werden. Aber das nur am Rande.
Mit dem RAW-Format habt ihr in der Bildbearbeitung später sehr sehr viele Möglichkeiten, um Korrekturen vorzunehmen. Belichtung, Weißabgleich, Farbtemperaturen, Objektivkorrekturen (wie Verzerrungen)oder auch begrenzt Schärfekorrekturen können ganz einfach mit der entsprechenden Bildbearbeitungssoftware angepasst werden. Als Beispiel ein etwas älteres Bild aus Amsterdam, das eigentlich ziemlich schlecht fotografiert wurde von mir, da es viel zu dunkel ist. Kaum zu glauben, aber es war tatsächlich noch einiges herauszuholen:
Auch im JPEG-Format können Bilder bearbeitet werden, aber dies ist nur sehr begrenzt möglich, da Bildinformationen durch die Konvertierung in eine JPEG-Datei verloren gehen. Der große Nachteil bei einer RAW-Datei ist ihre Größe. Haben die meisten JPEG-Bilder eine Größe zwischen 2 und 5 MB, sind RAW-Dateien mittlerweile bis zu 50 MB groß – auf langen Touren müsst ihr dann schon einmal die ein oder andere Speicherkarte mehr mitnehmen.
Als Bildbearbeitungssoftware bietet sich Adobe Lightroom (im Montasabo) an, sollte euch dies zu teuer sein, findet ihr hier einige kostenlose Alternativen, von pc-magazin.de zusammengestellt.
Tipp 7: Filter verwenden
Zugegeben, dieser Tipp ist eher etwas für Fortgeschrittene. Daher werde ich nicht zu tief hineingehen. Ich verwende ganz gerne sogenannte Graufilter. Solche Filter ermöglichen es euch, auch am Tag sogenannte Langzeitbelichtungen zu machen. Das heißt diese Filter reduzieren die Lichtmenge, die in das Objektiv einfällt und erlauben Belichtungszeiten von 30 Sekunden oder auch bis hin zu Minuten, sodass beispielsweise (bezogen auf die Landschaftsfotografie) Wolken verschwimmen, da deren Bewegungsunschärfe zum Tragen kommt.
Auch wird Wasser durch solche Filter geglättet, wie ihr im Bild ganz unten seht, da die Wellenbewegungen des Wasser durch die langen Belichtungszeiten verschwinden. Beim Kauf solcher Graufilter* solltet ihr darauf achten, dass das Filtergewinde groß genug für euer Objektiv ist. Größere Filter könnt ihr mittels Adapter-Ringen* auf kleinere Objektive schrauben, umgekehrt geht das nicht, da ihr sonst den Filter im Bild seht!
Aber mit Filtern unterwegs auf einer Wandertour zu arbeiten, geht natürlich nur bedingt, da ihr durch die langen Belichtungszeiten meist relativ lange für ein Bild braucht und auch noch mit einem Stativ* arbeiten müsst, denn aus der Hand könnt ihr eine Kamera nicht 3 Minuten lang still halten…
Werde ich jetzt ein guter Fotograf?
So schnell geht es wahrscheinlich nicht, aber wenn ihr die Tipps einfach bei euren nächsten Fotos auf euren Wanderungen beachtet, habt ihr auf jeden Fall eine gute Grundlage, gute Bilder zu schießen. Und wie heißt es so schön: Übung macht den Meister! Schnell noch einmal zusammengefasst, auf was ihr achten solltet:
- der goldene Schnitt
- gerader Horizont
- wählt auch hier und da andere Perspektiven
- der manuelle Modus gibt euch viele Gestaltungsmöglichkeiten
- das Spiel mit der Schärfentiefe
- RAW-Format statt JPEG-Datei
- Filter zum kreativen Arbeiten
Üben, üben, üben
Natürlich gibt es noch tausende andere Tipps und Tricks, aber mit den oben genannten seid ihr gut gerüstet. Versucht einfach so viele Bilder wie möglich zu machen und immer die Tipps im Hinterkopf behalten, dann wirken eure Bilder schnell schöner.
Und zu guter letzt: früh aufstehen lohnt sich! Die goldene Stunde morgens beim Sonnenaufgang bietet fantastische Lichtverhältnisse oder auch abends zur blauen Stunde lassen sich super Bilder machen…