Werbung: Der Tourismusverband Saalfelden Leogang hat mir den Bergführer sowie die Leihausrüstung im Zuge einer Kooperation gestellt. Dies ist ein redaktioneller Beitrag mit meiner eigenen Meinung ohne Vorgaben der Region.


Inhaltsverzeichnis


Skitourengehen liegt absolut im Trend. Und das völlig zurecht! Es stärkt Körper & Geist und das Fortbewegen in einer wunderschönen Winterlandschaft fernab vom Skipistenchaos entschleunigt ungemein. Auch ich habe Ende letzten Jahres meine ersten beiden Skitouren absolviert und kann direkt eines vorwegnehmen: es hat mir so viel Spaß gemacht, es waren definitiv nicht die letzten Skitouren. Aber wie kam es überhaupt dazu und worauf muss ich achten, wenn ich zum ersten Mal eine Skitour machen möchte? Hier erkläre ich euch, wie ihr als blutige Anfänger ohne jegliche Vorerfahrung am besten vorgehen solltet. Dafür war ich in der Region Saalfelden Leogang unterwegs und habe mir natürlich im Vorfeld professionelle Unterstützung geholt. 

Blick auf Saalfelden und das Steinerne Meer

1.) Skifahren als Voraussetzung

Klingt natürlich logisch, aber wird vielleicht unterschätzt. Wer auf Skitour geht, läuft natürlich nicht nur den Berg hoch, sondern muss am Ende natürlich auch wieder runter kommen. Und wenn man so will, ist das ja auch die „Belohnung“ einer jeden Skitour, die man sich durch den durchaus anstrengenden Aufstieg mehrere Stunden lang hart erarbeitet hat. Natürlich kann man auch völlig untypisch den Berg hochlaufen und anschließend mit dem Lift runterfahren, aber wo bleibt denn da der Spaß? Also solltet ihr in jedem Fall solide Skifahren können, denn auch das Abfahren mit dem speziellen Tourenski ist nicht mit einem klassischen Abfahrtsski zu vergleichen, aber dazu später noch mehr.

Je besser ihr fahren könnt und je sicherer ihr euch fühlt, desto mehr Spaß macht das Ganze auch. Falls ihr noch nicht so sicher seid, solltet ihr euch für den Anfang Routen in Pistennähe suchen und am Ende die Piste runterfahren. Wer sich mehr zutraut, kann dann ins Gelände gehen und abseits jeglicher Pisten frische Spuren ziehen.

Skitour durch einsame Wälder
Unterwegs fernab vom Pistentrubel

2.) Material – Unterschied Tourenski & Alpinski

Dass man zum Skitourengehen andere Ski und Schuhe braucht als für gewöhnliche Abfahrten auf der Piste war mir zumindest im Vorfeld schon klar. Wo genau die Unterschiede zwischen den beiden Typen liegen, wusste ich vorher allerdings auch nicht. Natürlich habe ich das bei meinen ersten Skitouren herausgefunden und kann euch hier die grundlegenden Unterschiede mitteilen:

Tourenskischuhe

Fangen wir erst mal beim Schuh an, denn hier gibt es eigentlich nur zwei ganz wesentliche Unterschiede. Erstens: Die spezielle Tourenskibindung. Ein Tourenskischuh kann in die dafür vorgesehene Tourenskibindung einrasten. In den meisten Fällen ist das eine Pin-Bindung. Zwei Metalldornen rasten bei Druck auf die Bindung in die im Tourenschuh vorgesehenen Löcher ein. So ist der Tourenskischuh beim Aufstieg nur vorne fixiert, was das Anheben der Ferse ermöglicht, um die nötige Beweglichkeit für den Aufstieg zu erzielen (Gehmodus). Für die Abfahrt kann die Bindung dann so eingestellt werden, dass der Schuh auch hinten einrastet und es kann bergab gehen (Abfahrtsmodus).

Zweitens: Der Schaft der Tourenskischuhe ist im Gegensatz zum normalen Skischuh beweglich bzw. einstellbar. Durch einen Metallhebel an der Rückseite kann der Schaft nämlich fixiert (Abfahrtsmodus) oder freigegeben (Gehmodus) werden. Wenn freigegeben, hat man deutlich mehr Bewegungsfreiheit im Skischuh. Wie beweglich der Schuh ist, bestimmt die sogenannte Schaftrotation.

Tourenski

Taillierung, Flex, Torsion, Rocker. Die Liste der Fachbegriffe bei der Skikonstruktion ist lang. Ich will euch hier möglichst einfach darstellen, was die Unterschiede zwischen Touren- und Alpinski sind und wie sich das beim Fahren auswirkt.

Deshalb fangen wir erst einmal beim Offensichtlichen an: Das Gewicht von Tourenski ist deutlich geringer, teilweise nur halb so schwer wie Alpinski. Dadurch ist der Aufstieg, der den größten Teil beim Skitourengehen einnimmt, natürlich auch deutlich leichter als mit einem schweren Ski. Auf der anderen Seite hat ein leichter Ski wiederum Einfluss auf die Abfahrtseigenschaften und büßt bei Stabilität und Kontrolle etwas ein (weshalb Tipp 1 so wichtig ist).

Pause bei der Skitour
Klassischer Allround Tourenski mit Teleskopstock und Rucksack

Der Flex (Biegsamkeit in Längsrichtung) ist bei Tourenski weicher als bei Alpinski. Ein weicher Flex lässt den Ski leichter drehen und ist gut im Gelände und auf weichem Untergrund zu fahren. Dafür hat er Schwächen bei eisigem Untergrund und bei schnellen Abfahrten.

Und dann kommt es ganz stark auf jeden einzelnen Ski an. Aufstiegsorientierte Ski sind leichter und haben eine geringere Mittelbreite als bspw. Freerideski. Die performen durch ihre höhere Mittelbreite und dem höheren Gewicht bei Abfahrten im Gelände deutlich besser. Lasst euch da auf jeden Fall im Fachhandel beraten. Für Anfänger sind die klassischen Allround Ski am besten geeignet. 

Es gibt viele unterschiedliche Ski – Lasst euch im Fachhandel beraten

3.) Weitere Ausrüstung

Mit Ski und Schuhen alleine ist es noch nicht getan. Ihr wollt ja irgendwie den Berg hochkommen und das geht auf Ski bekanntlich nicht so einfach. Daher gibt es spezielle Felle, die beim Aufstieg unter dem Ski befestigt sind. Die Fasern der Felle sind in einer bestimmten Richtung angeordnet, sodass ihr selbst bei steilerem Gelände noch immer Halt habt und nicht nach hinten rutscht. Falls es auf der Route aber auch mal ein kleines Stück bergab geht, könnt ihr problemlos hinunter fahren, selbst wenn die Felle noch am Ski befestigt sind. Hier ist nur ein bisschen Gleichgewichtssinn gefordert. Bei zu eisigen Stellen bieten auch die Felle keinen Halt mehr und ihr müsst auf Harscheisen zurückgreifen. Der Name ist Programm: Ist der Schnee zu „harschig“ (festgefrorener Deckel an der Oberfläche) werden die krallenartigen Eisen in die Bindung montiert und bieten zusätzlichen Halt.

Die Felle haben wir bereits am Parkplatz fixiert

Tourenstöcke werden ebenfalls benötigt. Gerade beim Aufstieg braucht ihr diese in jedem Fall. Sie unterscheiden sich von normalen Skistöcken durch einen längeren Griff. So könnt ihr bei unebenem Gelände den bergnahen Stock etwas weiter unten greifen, damit beide Arme trotzdem auf gleicher Höhe bleiben und die Gehbewegung gleichmäßig bleibt. Außerdem handelt es sich um Teleskopstöcke, die sich in der Länge verstellen lassen und keine fixe Länge haben. Weitere Ausrüstungsteile sind Skihelm, Skibrille, Rucksack sowie Kleidung und Verpflegung, aber das muss ich ja nicht weiter erklären. Im Abschnitt „Was muss mit? Eine Packliste“ habe ich euch nochmal alles übersichtlich zusammengestellt.

Aber wir sollten noch einen gesonderten Blick auf die Lawinenausrüstung werfen, denn die sollte auch in jedem Fall (!) immer dabei sein! Was genau gehört denn eigentlich dazu? Das sind im Prinzip 3 Dinge: LVS (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät), Schaufel und Sonde und das sollte alles in einem separaten und schnellzugänglichen Fach im Tourenrucksack untergebracht sein. Es gibt natürlich auch spezielle Lawinenrucksäcke mit Airbag-Funktion. Ob diese in jedem Fall dabei sein sollten oder ob man dadurch vielleicht nur noch höhere Risiken eingeht, ist eine weitaus größere Debatte, zu der ich mit meinen winzigen Erfahrungsschatz kein Urteil abgeben kann. Wichtig ist, dass ihr LVS, Schaufel und Sonde in eurem Rucksack dabei habt und ein Erste-Hilfe-Set kann natürlich auch nicht schaden.

Das LVS in der „Search“ Funktion

4.) Tourenplanung & Bergführer

Wenn ihr keinerlei Erfahrung habt, dann nehmt euch bitte einen Bergführer für eure erste Skitour! Es gibt so viele Dinge, auf die ihr achten solltet und damit meine ich nicht nur die richtige Technik, sondern vor allem den Sicherheitsaspekt: Wie wird sich das Wetter in den nächsten Stunden entwickeln? Welche Gefahrenstufe gilt aktuell für Lawinen? Welche Route kann ich sicher gehen? Wo befinden sich Schneewechten, die vielleicht losgehen könnten? Die Berge sind unberechenbar und erst recht, wenn ihr euch dort nicht auskennt. Passieren kann natürlich immer etwas, aber mit einem Bergführer an der Seite minimiert ihr das Risiko drastisch und ihr lernt das Skitourengehen auf Anhieb richtig. Außerdem fühlt ihr euch sicherer, was gerade für den Anfang auch ein gutes Gefühl gibt und die Gesellschaft tut ebenfalls gut.

Ich war zusammen mit Markus Hirnböck von der Alpinskischule Markus Hirnböck unterwegs und es war mega! Alles, was ihr hier lest, habe ich von Markus selbst an den beiden Tagen gelernt. Auf jeden Fall eine super Erfahrung, die ich nur weiterempfehlen kann!

Markus ist ein absoluter Experte und hat jede Menge Erfahrung in den Bergen

Wenn ihr dann aber doch auf eigene Faust losziehen wollt, dann tut das anfangs nie ganz alleine, sondern mindestens zu zweit, um im Ernstfall nicht alleine der Gefahr ausgesetzt zu sein. Informiert euch im Vorfeld gründlich über das Wetter und den Lawinenlagebericht sowie die aktuellen Schneeverhältnisse.

5.) Die richtige Gehtechnik & körperliche Voraussetzungen

Wenn ihr uns schon länger verfolgt oder andere Artikel von uns kennt, dann wisst ihr vielleicht, dass ich (Jannik) Sportwissenschaften studiert habe und mich sehr für den Ausdauersport interessiere. In der Reihe „Training zum Wandern“ habe ich euch in 6 vollgepackten Artikel schon sehr viel Input zum Ausdauersport gegeben. Mich fasziniert die körperliche Komponente hinter den Aktivitäten und daher wollte ich euch auch hier diesbezüglich ein paar Tipps mitgeben, die vielleicht ganz nützlich sind. Aber zunächst einmal ein paar Worte zur richtigen Technik:

Markus erklärt und der Rest hört brav zu

Ich bin kein Profi (gerade bei der Abfahrt) und daher gebe ich euch nur hier die Tipps weiter, die Markus mir ebenfalls gegeben hat. Im Prinzip könnt ihr das Skitourengehen mit dem klassischen Langlauf oder Nordic Walking vergleichen. Die Bewegung und Koordination zwischen Beinen und Armen ist die Gleiche, nämlich die typische Laufbewegung etwas übertrieben ausgeführt. Wenn das linke Bein nach vorne geht, pendelt der linke Arm zurück und der rechte Arm geht ebenfalls vor. Auf der anderen Seite genau das Gleiche. Stichwort Diagonalschritt!

Aus einer Gehbewegung sollte beim Skitourengehen aber eher eine Gleitbewegung werden. Ihr solltet die Ski nämlich nicht richtig anheben, sondern eher nach vorne schieben. Das spart euch Unmengen an Energie. Ein guter Indikator, ob ihr es richtig macht, ist das Geräusch der Felle, wenn sie über den Schnee gleiten: Musik in den Ohren sage ich euch! Wie bereits erwähnt, die Struktur der Felle geht nur in eine Richtung, ein Schieben nach vorne ist problemlos möglich. 

Jauer in Action beim Aufstieg

Trekkinglife Pro-Tipp (den Markus mir natürlich gezeigt hat):

Schiebt euren Unterschenkel, gerade in flacheren Passagen, beim Vorwärtsgleiten zusätzlich nach vorne. Dadurch macht ihr nochmal 5-10 cm mehr Strecke.

Klingt erst einmal nicht viel, aber auf 10.000 Schritte hochgerechnet ist das eine Menge Weg, die ihr extra gewinnt. In steileren Passagen klappt das nicht mehr, da solltet ihr die Schrittlänge eher kurz halten, um genügend Druck auf den Ski zu bekommen.

Wichtig ist es auch darauf zu achten, genügend Fläche auf den Schnee zu bringen. Je mehr Fläche, desto mehr Halt. So einfach ist das. Es wird Passagen geben, in denen der Ski mal nicht ganz gerade steht oder ein kleiner Hügel im Weg ist. Achtet darauf, dass ihr nicht mit den Kanten der Ski aufsetzt, denn dann geht’s ganz schnell abwärts. Kanten sind bekanntlich sehr glatt und bieten keinen Halt!

Das Gelände ist nicht immer perfekt, wie oben zu sehen

Körperliche Voraussetzungen

Skitourengehen erfordert eine gewisse Grundlagenausdauer. Ihr müsst jetzt keine Marathonläufer sein, aber je besser eure Ausdauer, desto mehr Spaß macht euch natürlich auch die Tour – ist ja logisch. Ihr solltet dem Ausdauersport aber zumindest nicht komplett abgeneigt sein. Wenn Joggen überhaupt nichts für euch ist, dann wird euch auch das Skitourengehen vielleicht nicht so viel Spaß machen. Wobei Landschaft und Aussicht hier natürlich nochmal in einer viel höheren Liga spielen, also kann das auch ein guter Anreiz sein. Natürlich können die Routen auch dementsprechend angepasst werden. Es gibt durchaus anfängerfreundliche Pisten mit wenig Höhenmetern und leichtem Schwierigkeitsgrad. Dort solltet ihr zunächst anfangen bevor ihr euch an längere und schwierigere Routen wagt.

Skitour mit tollem Ausblick
Die Aussicht während einer Skitour ist atemberaubend

6.) Was muss mit? Eine Packliste

Das war doch schon einiges an Informationen und um ehrlich zu sein, mehr als ich am Anfang geplant hatte. Um es perfekt abzurunden, gebe ich euch noch eine Packliste für eure nächste Skitour mit auf den Weg:

Safety First:

  • LVS (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät)
  • Schaufel
  • Sonde
  • (Lawinen)-Rucksack
  • Erste-Hilfe-Set

Das Offensichtliche:

  • Tourenski
  • Felle (und ggf. Harscheisen)
  • Tourenbindung
  • Tourenskischuhe
  • Tourenstöcke

Bekleidung

  • Funktionsunterwäsche (z.B. aus Merinowolle)
  • Skisocken (z.B. aus Merinowolle)
  • Funktionsshirt/-pullover
  • Fleecejacke/-pullover
  • Isolationsjacke
  • Hardshelljacke
  • Mütze
  • Schal/Schlauchtuch
  • Wechselwäsche
  • Skibrille/Sonnenbrille
  • Skihelm
  • Dünne Handschuhe (Aufstieg) und Skihandschuhe (Abfahrt)

Für die Pause

  • Gipfelhalbe (wichtig!)
  • Brotzeit (Brot, Müsliriegel, Nüsse)
  • Wasser (Trinkblase oder Trinkflaschen)
  • Thermoskanne mit heißem Kaffee/Tee
  • Mülltüte

Sonstiges:

  • Kartenmaterial
  • Handy (mit entsprechenden Wetter- und Lawinen-Apps)
  • GPS-Gerät/-Uhr
  • Sonnencreme

Mehr Lust auf Sommer

Die Region Saalfelden Leogang eignet sich auch perfekt zum Wandern, Klettern und Mountainbiken. Wir waren letztes Jahr schon zusammen mit Markus unterwegs und haben sämtliche Outdoor-Aktivitäten in der Bergsportregion Steinberge erlebt.

BERGSPORTREGION STEINBERGE

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Autor

Es ist noch gar nicht lange her als ich das Wandern für mich entdeckt habe. Meine erste Fernwanderung war der Eifelsteig, die ihr hier auf dem Blog übrigens auch nachlesen könnt. Das war zeitgleich auch der Startschuss für Trekkinglife. Doch naturverbunden war ich schon immer, was ich meinen Eltern zu verdanken habe. Die ersten Urlaube meines Lebens gingen stets in Richtung Norden nach Skandinavien. Daher kommt vermutlich auch meine Begeisterung für die skandinavischen Länder.

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