Immer wieder werden wir gefragt: was ist besser – Daune oder Kunstfaser? Auch wir stehen häufiger vor der Entscheidung, auf welches Isolationsmaterial wir zurückgreifen wollen. Egal ob Daunenjacke oder Kunstfaserschlafsack, es gibt auch immer das entsprechende Pendant mit dem jeweils anderen Material dazu. Und auch wir müssen uns jedes Mal von neuem entscheiden. Aber eines sei noch vorweg gesagt: vergesst die Wolle nicht! Wie ihr seht: Es ist eine schwierige Entscheidung.
Hier kommen die wichtigsten Vor- und Nachteile von Daune, Kunstfasern und Wolle!
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Inhaltsverzeichnis
Im folgenden Artikel werden wir gezielt auf die Vorteile und Nachteile der unterschiedlichen Isolationsmaterialien eingehen. Somit könnt ihr euch einen Überblick verschaffen, welche Füllungen für welche Einsatzbereiche sinnvoll sein können. Auf die verschiedenen Herstellungsverfahren und chemischen sowie physikalischen Eigenschaften gehen wir im Detail jeweils in gesonderten Artikeln ein. Dort werden wir die einzelnen Isolationsmaterialien genauestens durchleuchten.
1. Daune: warmer und leichter Begleiter
Wenn es um Gewicht und Wärmeleistung geht, ist Daune immer noch das Maß aller Dinge. Außer Acht lassen solltet ihr aber nicht die Feuchtigkeitsanfälligkeit des Materials und den Herstellungsprozess. Es gibt zwei große Zertifikate (RDS und Gobal TDS), die den Herstellern bescheinigen, dass die Daunen unter anderem nicht aus Lebendrupf der Gänse oder Enten gewonnen wurden.
Allerdings gibt es auch viele kleinere Zertifikate, die sehr undurchsichtig sind und hier kann man nicht sicher sein, wo die Daunen herkommen. In unserem detaillierten Artikel über die Daune gehen wir dann auch auf diese Zertifikate und spezielle Kennzahlen wie die „Cuin-Zahl“ ein.
Vorteile von Daune
- Sehr leicht
- Das Verhältnis von Wärme zu Gewicht ist bei Daune am besten. Bereits 100g Daune reichen aus, um hohe Isolationswerte, sprich Wärmewerte zu erreichen. Daraus folgt natürlich, dass Daunenjacken (oder andere Ausrüstungsgegenstände mit Daunenfüllung) leichter sind als Kunststofffüllungen, da weniger Füllmaterial benötigt wird, um gleiche Wärmewerte zu erreichen.
- Hoher Tragekomfort
- die Jacken fühlen sich weich und flauschig an. Im Gegensatz zu steifen Hardshell-Jacken (ja, wir wissen, dass diese keine Isolationsjacken sind) „knistern“ Daunenjacken nicht.
- Geringes Packmaß
- Das Packmaß von Daunenausrüstung im Allgemeinen (z.B. Jacken oder Daunenschlafsäcke) ist nicht zu überbieten, in diesem Falle besser gesagt: nicht zu unterbieten. Daunen lassen sich extrem gut komprimieren und gewinnen beim Auspacken sehr flott wieder ihre ursprüngliche Form. Das spart enorm viel Platz im Rucksack.
Nachteile von Daune
- Teuer
- Daunen sind das teuerste Isolationsmaterial. Je höher der Daunenanteil (meist sind Daunen mit Federn gemischt) desto teurer wird die Ausrüstung.
- Wärmeleistung im Nassen
- Daune darf nicht nass werden. Sonst hilft auch die teuerste Daunenfüllung nichts. Denn Daune verliert im nassen Zustand bis zu 80% der ursprünglichen Wärmeleistung. Daunen beginnen, sobald sie nass werden, zu verklumpen und somit lässt die Isolationsleistung extrem nach. Vor allem nachts, in einem nassen Daunenschlafsack macht dies keinen Spaß. Es gibt natürlich behandelte und wasserabweisende Außenmaterialien, diese helfen aber nur bedingt.
- Aufwendiges Waschen
- Das Waschen von Kunststoff ist einfach. Das Waschen von Daune prinzipiell auch, es gibt aber ein paar Kleinigkeiten zu beachten, die den Waschvorgang etwas aufwendiger gestalten. Grundsätzlich gilt: beachtet die Wasch- und Pflegehinweise im Etikett, dann seid ihr schon einmal einen goßen Schritt weiter. Daunenausrüstung solltet ihr mit speziellem Waschmittel waschen – bei 30 Grad und Schonwaschgang. Das war’s auch schon. Aber: danach muss die Daune zwingend im Trockner getrocknet werden. Schmeißt zwei oder drei Tennisbälle dazu, diese sorgen dafür, dass die Daune wieder aufplustert und nicht verklumpt (darunter würde wieder die Wärmeleistung leiden).
- Undurchsichtige Produktionsprozesse
- Für Konsumenten ist häufig nicht zu erkennen, wo die Daunen herkommen. Häufig berufen sich die Textilhersteller auf die Aussagen ihrer (dubiosen) Zulieferer. Hier geht es vor allem um den Lebendrupf von Enten oder Gänsen. Leider ist nicht immer transparent ersichtlich, wo die Daunen herkommen, und wie die Tiere gehalten werden. Auch „Synthetik-Daunen“, die dieses Problem „lösen“ sollen, sind ganz sicher nicht die Lösung des Problems. Vielmehr werden diese meist aus günstigem Polyester gefertigt, das wiederum aus Erdöl gewonnen wird – wenig nachhaltig.
Im Check: Isolation aus Daune – Wärme auf Kosten der Tiere?
2. Kunstfaser: Isolation auch bei Nässe
Grundsätzlich lässt sich sagen, sobald es nass wird, sind Kunstfasern klar im Vorteil im Vergleich zur Daune. Kunstfaserschlafsäcke oder -jacken wärmen auch, wenn diese nass sind. Es fühlt sich natürlich nicht toll an, mit einer auf der Haut klebenden, nassen Jacke durch die Gegend zu laufen, aber die Wärmeleistung bleibt zu 80% erhalten. Ganz im Gegenteil zu Daune.
Vorteile von Kunstfaser
- Wärmeleistung im Nassen
- Kunstfasern dürfen nass werden! Denn auch im nassen Zustand isolieren die Fasern mit bis zu 80% ihrer ursprünglichen Wärmeleistung. Somit könnt ihr Primaloftjacken (Beispiel für synthetisch gefüllte Jacken) auch anziehen, wenn es leicht regnet und müsst somit nicht direkt eure Regenjacke auspacken, was bei Daunenjacken der Fall wäre. Auch im Zelt bei Schlafsäcken müsst ihr euch also bei einem nasskalten Wetter keine Gedanken machen – eine warme Nacht ist dennoch gewährleistet.
- Kürzere Trocknungsphasen
- Hängt ihr eine feuchte Jacke oder ein verschwitztes Funktionsshirt in die Sonne, sind diese schnell wieder trocken. Das ganze dauert bei Wolle oder Daune länger, gerade auf mehrtägigen Trekkingtouren KANN das ein Vorteil sein (wir setzen dennoch auf Funktionsshirts aus Wolle).
- Einfache Reinigung
- Ihr kennt das vielleicht von euren Sportshirts aus Polyester. Einfach bei 40 Grad in die Waschmaschine und fertig. Mehr gibt es tatsächlich nicht zu beachten. Gut, bei Schlafsäcken würden wir dann doch das Schonprogramm bevorzugen, um auf Nummer sicher zu gehen.
Nachteile von Kunstfaser
- Nachhaltigkeit
- Auch wenn viele synthetische Füllstoffe aus recycelten Industrie- und Haushaltsabfällen hergestellt werden, ist das erdölbasierte Material nicht wirklich nachhaltig. Nach einigen Recyclingvorgängen, kann auch ein Kunststoff nicht mehr weiterverarbeitet werden, zurück bleiben Abfälle. Spätestens dann landen die Kunststoffe in Müllverbrennungsanlagen.
- Höheres Volumen
- Auch wenn die Ingenieure und Verfahrenstechniker immer bessere Technologien entwicklen und versuchen, möglichst nah an die Kompressibilität von Daune heranzukommen, fehlt noch ein Stück, um tatsächlich das geringe Volumen von Daune zu erreichen. Jacken oder Schlafsäcke aus Kunstfasern lassen sich bisher nicht auf das Packmaß von Daune komprimieren.
3. ThermoBall: was zur Hölle ist das denn?
ThermoBall ist auch ein Kunststoff und eine komplett neu entwickelte Technologie von The North Face und Primaloft. Die Kunstfasern sind ballförmig und sollen so Daunen imitieren.
Laut der Hersteller gibt es keine Nachteile. Nun, das hört man häufiger bei Werbebotschaften, daher lassen wir uns einfach einmal überraschen, was die Produkte mit ThermoBall in der Zukunft an Erfahrungswerten liefern. Zumindest ist es kein organisch abbaubares Material wie Wolle, sprich die Nachhaltigkeit ist genauso ein Problem, wie bei den anderen oben erwähnten synthetischen Füllungen.
4. Wolle: der Schweiß verliert
Wolle ist unser persönlicher, absoluter Favorit, wenn es um Funktionsshirts geht. Als erste Schicht auf dem Körper ist Merinowolle definitiv die beste Wahl. Wolle als Isolation kennt ihr ja sicherlich auch im Winter von euren Wollpullovern – ein Traum! Dennoch greifen wir als zweite Schicht eher auf Primaloft oder Daune zurück, da diese – wohlgemerkt für die zweite Schicht – funktionaler sind. Es gibt auch Schlafsäcke mit Wollfüllung, zum Schlafen hervorragend geeignet, da die Wolle klimaregulierend wirkt und extrem hohen Schlafkomfort bietet. Getestet haben wir den Grüezi Bag Biopod Wolle Zero*, schaut in unser Video rein.
Vorteile von Wolle
- Klimaregulierend
- Im Sommer und Winter ist Wolle einsetzbar. Klar, im Winter wärmt Wolle, das kennen wir alle. Aber Wolle kühlt tatsächlich im Sommer, weil bei warmen Temperaturen Verdunstungskälte entsteht. Detailliert gehen wir auf dieses Phänomen in unserem Artikel über Wolle ein.
- Nimmt keine Gerüche auf
- Wolle absorbiert Gerüche. Das ist sehr praktisch auf Mehrtagestouren, da ihr unterwegs Wollshirts nicht waschen müsst. Ein Auslüften an der frischen Luft reicht vollkommen aus, dann kommt ihr auch 10 Tage mitten in der Natur ohne Waschen aus – unsere Fernwanderung in Schweden hat das bewiesen.
- Hoher Tragekomfort (Funktionsshirt)
- Speziell Merinowolle ist so fein, dass das typische Kratzen von Wolle nicht auftritt. Daher ist der Tragekomfort extrem hoch, da sich ein Woll-Funktionsshirt sehr weich auf der Haut anfühlt. Häufig werden besonders flache Nähte eingesetzt, sodass auch keine Druckstellen beispielsweise durch den Rucksack entstehen.
- Nachhaltigkeit ist gegeben
- Als „nachwachsendes“ und organisch abbaubares Material ist bei Wolle die Nachhaltigkeit und das Tierwohl (Knackpunkt bei Daune) gegeben. Die Hersteller, wie beispielsweise Dilling, sind sehr transparent im Produktionsprozess und der Herkunft der Wollfaser. Wir können Dilling absolut empfehlen.
Nachteile von Wolle
- Im Bezug auf Funktionsshirts hat Wolle keine Nachteile, lediglich das Trocknen dauert einen Hauch länger.
- Hohes Gewicht und größtes Volumen
- Das Volumen einer Wollfaser ist im Vergleich zu Kunststofffüllungen oder Daunen am größten. Dazu kommt der Gewichtsnachteil gegenüber Kunststofffasern und vor allem der Daune.
- Schlechte Kompressionseigenschaften
- Wollfasern lassen sich nicht so gut komprimieren. Auch das ist ein Grund, warum wir nicht auf Wolle als Isolationsschicht (2. Schicht) zurückgreifen. Brauchen wir die Isolationsjacke nicht, und wollen diese im Rucksack verstauen, nimmt eine Jacke aus Wolle direkt einiges an Platz weg.
Unser ausführlicher Artikel über Wolle beim Wandern
Was ist Wolle? Warum wärmt Wolle? Warum kühlt Wolle? All das beantworten wir in unserem Artikel über (Merino-) Wolle.
5. Fleece: eine bereits ausgestorbene Gattung?
Nein! Vergesst bitte das Fleece nicht. Gerade als Isolationsjacken ist Fleece (Kunststofffaser) immer noch sehr beliebt, und wird es vermutlich auch blieben. Der Stoff ist einfach sehr bequem und gemütlich. Fleecejacken tragen wir auch gerne im Alltag. Oder abends am Lagerfeuer, wenn es kühl wird.
Warum fällt Fleece aber momentan ein wenig ab, im Vergleich zu anderen Füllstoffen? Immer häufiger werden Primaloftjacken unter einer Hardshelljacke als zweite Schicht getragen und verdrängen ein wenig das Fleeceshirt. Warum? Primaloftjacken bieten einfach das um Längen bessere Feuchtigkeitsmanagement, wohingegen Fleece im Verlgeich zu Daune oder Primaloft immer noch der Stoff ist, der die Feuchtigkeit am besten transportieren kann, sich aber sehr schnell nass anfühlt.
6. Fazit zu Daune, Kunstfasern und Wolle
Was ist denn jetzt das beste Material? Was ist besser: Daune oder Kunstfaser? Oder doch Wolle? Wir wissen es nicht (sorry!). Dazu gibt es eben keine einfache Antwort. Letztlich gibt es drei Anforderungen an den Einsatzbereich, die euch einen Schritt weiter bringen bei der Entscheidung.
- Temperatur: soll es in die eisige Arktis gehen? Dann hilft nur Daune.
- Gewicht und Packmaß: für ultraleichte Ausrüstung und geringes Packmaß wählt die Daune.
- Vegan: an diesem Punkt fallen Wolle und Daune raus – somit müsst ihr hier zur Kunststofffüllung greifen.
Allerdings passen vegan und nachhaltig nicht zusammen. Denn mit Blick auf die Nachhaltigkeit gibt es neben der Daune (mit der Einschränkung des Tierwohls) nur ein Produkt, welches in Frage kommt: Wolle. Hier ist der Produktionsprozess beispielsweise bei Dilling sehr transparent und es ist klar, woher die Wolle kommt und wie die Schafe leben. Ist euch der Schlafkomfort wichtig und ihr seid nicht auf jedes Gramm angewiesen, ist ein Schlafsack aus Wolle eine richtig gute Wahl.
Wir setzen bei unseren Isolationsjacken sowohl auf Synthetikfüllungen, wie zum Beispiel bei der Arc’teryx Atom LT*, als auch auf Daunenfüllungen, beispielsweise bei der Arc’teryx Cerium*. Das gleiche gilt für Schlafsäcke: Hier können wir auf einen Daunenschlafsack, einen kunstfasergefüllten Schlafsack (Carinthia G 180*) und sogar einen Wollschlafsack (Mix mit Kunstfasern) (Grüezi Bag Biopod Wolle Zero*) zurückgreifen. Wie ihr seht, gibt es auch bei uns nicht das Allheilmittel.
Wer jetzt also gehofft hat, wir könnten die eierlegende Wollmilchsau (wie sieht die eigentlich aus?) präsentieren: falsch gedacht. Vielleicht entwickelt sich ThermoBall in diese Richtung, aber dazu können wir noch keine fundierten Aussagen treffen, dazu fehlen die Erfahrungswerte.
In den kommenden Wochen folgen die ausführlichen Artikel über die einzelnen Materialien.
2 Kommentare
Guter Artikel, schön übersichtlich. Bei mir ist es dann doch meist die Kunstfaser, da ich nicht in der Arktis unterwegs bin und meist auch keine Ultraleicht-Touren mache. Aber wie du schon schreibst, hat alles seine Vor- und Nachteile. 😉
Viele Grüße,
Heiko
Hallo Heiko,
danke dir!
Ich selbst bin auch fast nur mit Kunstfaser unterwegs und bisher vermisse ich die Daune auch nicht 😉 Jannik hat einen Daunenschlafsack und -jacke, sodass wir da sehr gemixt unterwegs sind. Manchmal gibt es eben nicht den besten Weg, das muss man dann auch mit sich selbst ausmachen, ob Kunstfaser oder Daune das richtige für einen und die entsprechende Tour ist.
Beste Grüße
Thomas