Kennt ihr diese Ideen, die total verrückt sind, von denen man aber nicht mehr los kommt bis man sie umgesetzt hat? Ideen, die eigentlich keinen Sinn ergeben, die man aber unbedingt durchziehen muss, weil man sonst keine Ruhe mehr hat! Genauso erging es uns vor ein paar Wochen!

Und am Ende der Idee fanden wir uns in unserem eingeschneiten Zelt mitten im Wald wieder und wir beide hätten uns zu diesem Zeitpunkt nichts Besseres vorstellen können. Wahrlich ein Wintertraum, wie er nicht besser hätte sein können! Wie es zu dieser verrückten Winterwanderung kam, erfahrt ihr jetzt!

Tatsächlich war es abends bei unserem Start noch alles grün, morgens als wir aus dem Zelt krochen, war der Winter schon da… Aber der Reihe nach.

Eine richtige Winterwanderung

Es war für mich (Jannik) ein ganz normaler Arbeitstag in München, als mir plötzlich ein Einfall kam, den ich Thomas natürlich sofort mitteilen musste:

Was hältst du davon, wenn du für ein Wochenende nach München kommst und wir auf irgendeinen Berg wandern und dort oben im Schnee übernachten? Eine richtige Winterwanderung!

Bevor auch nur irgendein Zweifel in Thomas aufkam, sagte er natürlich sofort zu und ein paar Wochen später stand er bei mir in München vor der Tür. Nicht das erste Mal, dass wir uns ganz spontan für eine Sache entschieden haben und diese auch durchziehen. Solltet ihr unbedingt auch mal probieren!

Tipps zum Wandern im Winter gibt’s auch auf unserem Blog.

Winterwanderung

Vollkommen planlos ging es natürlich nicht in die Berge, da es schon sehr leichtsinnig gewesen wäre.

Ihr solltet vorher immer das Wetter checken und natürlich die nötige Ausrüstung haben!

Also suchten wir uns grob ein Gebiet aus, in dem wir übernachten wollten und fuhren mit meinem Auto los. Wir entschieden uns in Richtung Tegernsee zu fahren und irgendwo zwischen Kreuth und Wildbad Kreuth zu Fuß weiterzulaufen. Und das Auto war gleichzeitig auch unser Notfallplan. Denn sollte das Wetter plötzlich umschlagen und die Bedingungen zu hart werden, hätten wir jederzeit umkehren können und mit dem Auto wieder nach Hause fahren können. Auch den Notfallplan solltet ihr immer in der Hinterhand haben! Doch der Wettergott hat es gut mit uns gemeint – sogar sehr gut.

Immer weiter Richtung Berge

Am Parkplatz angekommen, staunten wir schon über die verschneiten Wege, sind wir doch als NRWler sonst nicht so vom weißen Zauber verwöhnt. Praktisch auch, dass direkt am Parkplatz Wegweiser für uns bereit standen, die uns zumindest die grobe Richtung vorgaben. Für uns war klar: Immer weiter Richtung Berge! Wir hatten immer noch keinen genauen Plan, wohin wir eigentlich gehen sollten bis wir an eine Wegkreuzung kamen, an der eine Karte der Region uns weiterhalf.

Wir entschieden uns dazu, den Wanderweg 617 in Richtung Risserkogel zu gehen und an einer geeigneten Stelle unser Lager aufzuschlagen. Bis zum Gipfel zu laufen wäre völlig utopisch gewesen, ist die Risserkogel mit 1826 Metern zu dieser Jahreszeit doch sehr verschneit und nur mit passender Ausrüstung zu erreichen.

Wir für unseren Teil sind mit unserer ganz normalen Wanderausrüstung losgezogen, die wir auch sonst immer auf unseren Trekkingtouren dabei haben. Natürlich haben wir noch ein Fleece zusätzlich eingepackt und auch die lange Unterhose sowie die Wolldecke durften für die Übernachtung nicht fehlen. Und natürlich einen heißen Trunk, der besonders gut von innen wärmt, aber dazu später mehr.

Wandern am Weißach

Unsere Winterwanderung führte uns stets vom Weißach begleitet in einen wunderschönen Wald hinein, den wir für uns alleine genießen konnten. Denn wer kommt schon auf die Idee zu dieser Jahreszeit bei Schnee durch einen einsamen Wald zu wandern, geschweige denn dort in einem Zelt zu übernachten? Die Antwort: wir! Es war jetzt schon richtig winterlich und eine weihnachtliche Stimmung machte sich Ende November bei uns breit. Dass das Ganze nochmal getoppt werden sollte, hätten wir uns in unseren süßesten Vorstellungen nicht erträumen lassen. Je länger wir unterwegs waren, desto mehr Naturhighlights entdeckten wir.

Ein mächtiger Wasserfall, der sich in den kleinen Bach stürzte und dabei die Umgebung mit einem nassen Schleier bedeckte, hat es uns besonders angetan und so entstand dieses Bild.

winterwanderung

Doch allzu lange konnten wir uns nicht aufhalten, da zu dieser Jahreszeit die Tage logischerweise sehr kurz sind und es sehr schnell dunkel wird. Und wir mussten nicht nur noch einen geeigneten Platz für unser Nachtlager finden, sondern dieses auch noch aufbauen. Und da für den Abend und die kommende Nacht starker Schneefall angesagt war, wollten wir das Zelt aufbauen bevor uns der Schnee eiskalt überraschen würde.

Der perfekte Schlafplatz

Nach einiger Zeit entdeckten wir einen möglichen Schlafplatz, der auf der anderen Seite des Baches hinter ein paar Büschen gelegen war. So wären wir etwas versteckt gewesen und der Weg hätte nicht direkt an unser Nachtlager vorbei geführt, wäre doch mal ein Spaziergänger vorbei gekommen. Wir merkten uns den Platz vorerst und gingen noch ein bisschen weiter, um Ausschau nach weiteren Plätzen zu halten.

Nach einiger Zeit mündete der breite Waldweg in eine Kreuzung und von da an ging es auf einem schmalen, deutlich steileren Pfad weiter. Komischerweise lag auf dem gesamten Hang kein Schnee mehr, aber das kam uns beim Aufstieg zugute. Wir kämpften uns einige Höhenmeter hinauf und trafen sogar andere Wanderer, die uns entgegen kamen. Was sie sich wohl gedacht haben müssen, als sie uns beide, vollbepackt wie zwei Packesel, frohen Mutes den Berg haben hochstapfen sehen? Aber Gleiches dachten wir uns auch, trug einer von ihnen doch einen kleinen Nadelbaum unter dem Arm. Sei es drum, nach einer kurzen Begrüßung ging es für beide Parteien weiter auf ihren Wegen.

winterwanderung

Dieser war für uns jedoch nicht mehr weit. Wenige Minuten später sichteten wir abseits des in Serpentinen verlaufenden Weges einen potenziellen Schlafplatz. Wir machten eine (noch) grüne Grasfläche aus, die von ein paar Fichten vor dem mittlerweile strömenden Regen geschützt wurde. Die Kunst bestand allerdings darin, zwischen den Tretminen der Kühe einen geeigneten Platz für das Zelt zu finden. Kühe waren zu dieser Jahreszeit natürlich nicht mehr anwesend, aber nette Geschenke hatten sie uns trotzdem hinterlassen. Nach einer knappen halben Stunde Suche hatten wir unseren Schlafplatz für die Nacht schließlich gefunden.

Erst einmal Kaffee

Als Erstes setzten wir uns erst einmal nieder, gönnten uns einen Kaffee (mit Schuss) und genossen den Augenblick. Danach bauten wir in rekordverdächtiger Zeit unser Zelt auf, verkrochen uns darin und sollten den Rest des Tages (außer fürs kleine Geschäft) nicht mehr dort rauskommen. Es war erst 3 Uhr am Nachmittag und so mussten wir bis zur Nachtruhe noch einige Stunden im Zelt verharren. Aber das war kein Problem, sondern eher ein Geschenk. Wir richteten uns gemütlich ein, nahmen ein paar heiße Getränke zu uns und lauschten dem Regen, der auf das Außenzelt tropfte und sich einige Zeit später in Schnee verwandeln sollte.

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Gegen 19 Uhr war es natürlich mitten in der Natur schon stockfinster, aber auch an der Zeit das Abendessen vorzubereiten: Heiße Nudelsuppe aus der Dose. Eher spartanisch, aber leicht zuzubereiten und vor allem schön warm für die uns bevorstehende eiskalte Nacht.

Falls ihr auch mal eine Übernachtung im Zelt im Winter plant, achtet immer darauf, dass ihr euch nicht hungrig schlafen legt! Denn den Körper auf Temperatur zu halten, kostet ebenfalls Energie und wenn die nicht vorhanden ist, wird euch schneller kalt!

Als wir uns anschließend zur Abendhygiene nochmal aus dem Zelt begeben mussten, wussten wir, dass sich unser Wunsch nach einer Nacht im Schnee erfüllen würde. Denn ungefähr 100 Meter über uns war bereits alles vom weißen Puder bedeckt, während es bei uns aber noch leicht tröpfelte. Da es aber in der Nacht noch deutlich kälter werden sollte, war es nur eine Frage der Zeit bis uns der Schnee erreichte.

Rasch verkrochen wir uns zurück ins Zelt und vergruben uns in unsere warmen Schlafsäcke. Das Einschlafen fiel etwas schwer, da die Fläche, auf der wir unser Zelt errichteten, nicht ganz gerade war. Eigentlich sogar überhaupt nicht gerade und so rutschte Thomas nicht nur einmal zu mir auf die Isomatte. Aber Körpernähe wärmt ja bekanntlich auch. Irgendwann ereilte uns dann doch der Schlaf und wir verbrachten zwar eine teils schlaflose, aber dafür zu keinem Zeitpunkt kalte Nacht.

Winterwunderland am nächsten Morgen

Am nächsten Morgen dann die Sensation! (?). Noch etwas verschlafen prüften wir erst einmal, ob wir noch alle Gliedmaßen spüren konnten. Spaß bei Seite! Thomas robbte sich zuerst mit den Armen aus seinem Schlafsack und drückte vorsichtig gegen das Innenzelt. Eine schwere Schneedecke löste sich und rutschte das Außenzelt herunter. Auch ich zwang mich aus meinen warmen Schlafsack und öffnete den Reißverschluss des Innenzelts. Mit Freude stellten wir beide fest, dass sich der Schnee schon bis in das Vorzelt gefressen hatte.

Als ich dann auch noch vorsichtig den Reißverschluss des Vorzelts öffnete, konnten wir kaum unseren Augen trauen! Die gesamte Landschaft hatte sich in ein Schneeparadies verwandelt. Wo vorher noch alles grün war, war es jetzt weiß. Eine dicke Schneeschicht bedeckte den Boden und erstickte jedes noch so kleine Geräusch. Es war einfach traumhaft schön! Unser Wunsch, eine Nacht im Schnee zu verbringen, hatte sich erfüllt. Bevor wir uns in den weißen Schaum wagten, frühstückten wir erst noch. Es gab Gewürzspekulatius – passend zur Winterstimmung.

Durch den Schnee zurück

Nach dem Frühstück verstauten wir sicher unser Hab und Gut und trauten uns aus dem Zelt heraus. Dieses mussten wir erst einmal gründlich abklopfen bevor wir erst abbauen konnten. Schneller als gedacht hatten wir aber auch das erledigt und waren abmarschbereit. Es folgte der Rückweg zurück zum Auto auf dem selbigen Weg wie am Tag zuvor. Doch der Weg war kaum wieder zu erkennen. Die gesamte Landschaft hatte sich in weiß gewandelt und wir waren die Ersten, die ihre Spuren durch den noch unberührten Schnee ziehen durften.

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Ihr wisst selbst, dass es kein schöneres Gefühl gibt. Dieses Geräusch, dass der Schnee von sich gibt, wenn man mit den Wanderschuhen hinein taucht, ist unbeschreiblich gut. Ein Knarzen und Knirschen, das wie Musik in den Ohren klingt. Okay, genug mit dem Snow Porn. Aber es war tatsächlich ein sehr schöner Weg zurück zum Auto und ein noch schöneres Erlebnis, das wir in jener Nacht durchlebt haben.

Falls ihr unsere Winterwanderung und die Nacht im Schnee noch einmal im bewegten Bild nacherleben wollt, dann schaut auf jeden Fall in unserem YouTube-Video vorbei. Hier kommt ihr direkt dahin! Es lohnt sich!


Dieser Artikel ist Teil des großen Outdoor-Blogger Adventskalenders. Jeden Tag bis Weihnachten öffnet ein anderer Outdoor-Blogger ein Türchen und präsentiert eine Geschichte. Unter dem Hashtag #outdooradvent17 oder bei aufundab.eu gibt es eine Übersicht aller Geschichten. Es lohnt sich!

Gestern öffnete sich das Türchen „Bergglück im Winter – Schwarzeis am Seealpsee“ bei Patotra, morgen öffnet dann zufussunterwegs.com ein weiteres Türchen.

winterwanderung
Autor

Es ist noch gar nicht lange her als ich das Wandern für mich entdeckt habe. Meine erste Fernwanderung war der Eifelsteig, die ihr hier auf dem Blog übrigens auch nachlesen könnt. Das war zeitgleich auch der Startschuss für Trekkinglife. Doch naturverbunden war ich schon immer, was ich meinen Eltern zu verdanken habe. Die ersten Urlaube meines Lebens gingen stets in Richtung Norden nach Skandinavien. Daher kommt vermutlich auch meine Begeisterung für die skandinavischen Länder.

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